30 Jahre Volvo 780 Coupé: Schwedisch-italienische Extravaganz
- Exklusives Luxuscoupé, gezeichnet und gebaut bei Bertone in Turin
- Zeitlos schöne Formen für schwedische Ingenieurskunst
- Fortsetzung einer 1961 gestarteten großen Coupé-Tradition
Schwechat. Er war ein rarer Star unter den glamourösen Luxus-Coupés der 1980er Jahre. Nur 8.518 Volvo 780 wurden in Kooperation mit der Carrozzeria Bertone für ausgewählte Märkte gebaut, was den bis dahin teuersten Volvo noch begehrenswerter machte. Zumal es dem unvergänglich schönen Coupé auch an technischen Sensationen nicht mangelte. Das Volvo 780 Coupé fuhr mit dem ersten serienmäßigen Fahrersitz-Gurtstraffer vor und hatte einen Sechszylinder-Diesel unter der langen Motorhaube.
"Das Volvo 780 Coupé den luxuriösesten Volvo aller Zeiten zu nennen, wäre pure Untertreibung", warb eine amerikanische Volvo Anzeigenkampagne für den eleganten Zweitürer, der im März 1985 auf dem Genfer Automobilsalon seine Weltpremiere feierte und vor allem in den USA verkauft werden sollte. "Gestylt von Nuccio Bertone in Italien, dem Mann, der auch für den legendären Look von Ferrari und Lamborghini verantwortlich ist, zeigt sich der Volvo in der sportlichen Eleganz eines europäischen Gran Turismo", ergänzte die Werbung zutreffend. Tatsächlich entstand der Volvo 780 in einer Kooperation zwischen der Volvo Car Corporation und der Turiner Carrozzeria Bertone.
Der italienische Stardesigner Nuccio Bertone entwickelte den Volvo 780 als exklusives Coupé auf der technischen Basis der Oberklasse-Limousine Volvo 760 und lieferte der schwedischen Premium-Marke so ein neues Spitzenmodell der Extraklasse. Mit diesem eleganten Coupé in kleiner Auflage schrieb Volvo eine besondere Tradition fort, die bereits 1961 mit dem legendären Sportcoupé Volvo P1800 begonnen hatte und zuletzt im Jahr 1977 durch den ebenfalls in Kooperation mit Bertone realisierten, luxuriösen Volvo 262C weitergeführt worden war.
Eigenständig entwickeltes Coupé in mediterraner Eleganz
Das Beste aus schwedischer Ingenieurskunst mit dem italienischen Gespür für feine Formen zu verbinden, damit verfügte Volvo über ein faszinierendes Alleinstellungsmerkmal auf dem anspruchsvollen Markt der Luxuscoupés. Nicht nur die Amerikaner schätzten diese schwedischen "Personal Cars" mit großem Stil und Charakter, weshalb in den Jahren 1977 bis 1981 vom Volvo 262C insgesamt 6.622 Einheiten bei Bertone gebaut wurden. Während der Volvo 262C allerdings nur über eine relativ geringfügig modifizierte Karosserie gegenüber der Limousine Volvo 264 verfügte, wurde der Volvo 780 von Bertone unter Mitwirkung des Volvo Chef-Designers Jan Wilsgaard völlig neu entworfen.
Dabei achteten die Formenkünstler darauf, dem kantig-markanten Stil der Limousine Volvo 760 zu folgen, die Karosserie des Volvo 780 aber dennoch komplett eigenständig zu designen. Ein elegantes Coupé noch höherer Klasse, lautete die anspruchsvolle Zielvorgabe, die erst im dritten Anlauf erreicht wurde. So sah der erste Designvorschlag lediglich eine zweitürige Version des Volvo 760 mit dynamischerem Dachverlauf vor. Die zweite Studie war ein reinrassiger Sportwagen, dagegen zeigte der dritte Entwurf den Volvo 780 als ausgewogen und harmonisch proportioniertes Coupé von 4,80 Meter Länge, so wie es später Publikum und Presse begeisterte.
Während Volvo für Marketing und Vertrieb des neuen Topmodells verantwortlich war, übernahm Bertone die Entwicklung und Produktion. Dafür lieferte Volvo alle Antriebs- und Fahrwerkskomponenten nach Italien, wo die Endmontage erfolgte. "Mit dem Volvo 780 bieten wir ein elegantes Reisefahrzeug mit einem eigenständigen Design, exklusiven Detaillösungen und einem einzigartigen und komfortbetonten Motorenprogramm", erläuterte seinerzeit Carleric Häggström, Marketing-Direktor der Volvo Car Corporation.
Nordamerika als wichtigster Markt
Tatsächlich sollte der stilvolle Volvo 780 kein rasanter Sportler sein, sondern ein nobles Luxuscoupé, so wie es vor allem die Amerikaner, Japaner und einige europäische Nationen, darunter Schweden, liebten. In Deutschland, dem Land schneller Autobahnen, wurde der Volvo 780 deshalb nicht angeboten. Statt eindrucksvoller Höchstgeschwindigkeit zeigte der exklusive Zweitürer eine fast einzigartige Serienausstattung. "Das Volvo 780 Coupé bietet keine luxuriösen Extras: Alles ist Standard", erklärte Volvo dazu in einer Anzeigenkampagne. Zu den Besonderheiten zählten die elektrische Betätigung von Fenstern, Sitzen, Schiebedach und Außenspiegeln, außerdem Klimaautomatik, Audioanlage mit Equalizer, Reisecomputer und automatische Niveauregulierung.
Eine Fülle an Details, die sich andere Marken als Optionen bezahlen ließen, sofern sie überhaupt verfügbar waren. Hinzu kamen noch elitäre Attribute der automobilen Nobelklasse, wie echte Edelholz-Applikationen an Armaturentafel und Türen sowie eine feine Lederausstattung. Das alles hatte natürlich seinen Preis. So war der von 1985 bis 1990 in nur 8.518 Einheiten gebaute Volvo 780 gegenüber der Limousine Volvo 760 GLE um gut ein Viertel teurer. Was wiederum die Exklusivität des Zweitürers betonte, der in seinem letzten Verkaufsjahr auf den Typencode 780 verzichtete und souverän Volvo Coupé genannt wurde.
Wegweisende Sicherheitsinnovationen und Sechszylinder-Diesel
Marksteine der Coupé-Geschichte setzte der Volvo 780 auch mit seinem Motorenprogramm und bei der Sicherheitsausstattung. So zählte der Schwede zu den ersten Coupés mit ABS-Bremsanlage. Eine sensationelle Premiere bot dieser Volvo überdies durch einen pyrotechnisch arbeitenden Gurtstraffer. Gibt der Crashsensor ein entsprechendes Signal, hält der Straffer den Körper des Passagiers durch Anziehen des Sicherheitsgurts in der optimalen Position.
Auf der Antriebsseite war es ein ebenso effizienter wie leistungsstarker Sechszylinder-Selbstzünder, mit dem der Volvo 780 den Diesel mit Ladeluftkühler in Europa in luxuriösen Coupés gesellschaftsfähig machte. Aber auch mit V6-Benzinern und Turbo-Vierzylindern zählt der Schwede im italienischen Maßanzug für alle Enthusiasten bis heute zu den faszinierendsten Coupés überhaupt. Alle technischen Aufwertungen erfuhr der Volvo 780 während seiner fünfjährigen Produktionszeit analog zum Volvo 760. So wurde 1988 die hintere Starrachse zugunsten einer modernen Mehrlenkerachse ersetzt. Für 1990 erhielt der Volvo 780 sogar noch eine Differenzialsperre.
Legendäre Volvo in italienischen Formen auf der Techno Classica Essen 2015
Heute genießt der Volvo 780 längst Kultstatus als gesuchtes Sammlerfahrzeug. Auf der Techno-Classica Essen 2015 – Europas größter Messe für Oldtimer und klassische Fahrzeuge – präsentiert Volvo vom 15. bis 19. April erstmals alle wichtigen Modelle aus der langjährigen Kooperation mit der Carrozzeria Bertone. Der unvergänglich schöne Volvo 780 darf dabei natürlich nicht fehlen.