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78’ Volvo 262 C Bertone from California – nix für schwache Nerven
Der schwache Dollarkurs am 5. Februar 2009 - 16.500 $ waren lediglich ein "Haucherl" mehr als 12.748 Euro – und vor allem der Wunsch, diesen seltenen Volvo zu besitzen bewogen mich, eigentlich auf der Suche nach einem (nicht grün, weiß, blau, gelb oder gold lackierten) P 1800 E (Schalter, Klima) den mir von Mike auch noch angebotenen kalifornischen 1978er Volvo 262 C Bertone (geregelter Dreiwege-Katalysator!) zu kaufen, der zu allem Überfluß nur 62.402 Meilen auf dem Tacho hatte.
Das "Shipping" mittels Rinkens (um $ 1175,- im Container von Los Angeles nach Rotterdam zuzüglich $ 247,50 Vollkaskoversicherung für 1,5% vom Wiederbeschaffungswert mit einer $ 500,- Selbstbeteiligung sowie in Rotterdam Euro 435,- für Handling und Hafengebühren, Euro 95,- für das Transitdokument und Euro 590,- für die Lieferung von Rotterdam nach Wien) wurde auch von ihm organisiert – perfekt, ich mußte mich nur um die Überweisung mittels PayPal kümmern, hatte sonst keine Arbeit damit. Da in Holland der Einbau von Autogasanlagen sehr günstig ist, kam ich auf die, wie mir schien, geniale Idee – mir gleich dort beim freundlichen Volvo-Händler um nur 990,- Euro eine solche installieren zu lassen (Der Euro-V6 ist bekanntlich ein wenig durstig oder, euphemistisch ausgedrückt, der Tank des Volvo ist für Langstrecken viel zu klein), außerdem war dies ja für die 70er Jahre zeittypisch.
Nun wartete ich nur noch darauf, dass sich die holländische Spedition bei mir melden wird, die den 262 C um wohlfeile 590,- Euro inklusive Transportversicherung von Amsterdam nach Wien bringen wird (Aufgrund des schlechten Wetters schien mir eine Abholung auf Achse nicht ratsam – nota bene Ex-Kalifornier in der Regel nicht auf Winterreifen rollen).
Am 2. März bekam ich den Anruf, daß der Volvo in Rotterdam angekommen sei, bereits unbeschädigt ausgeladen worden wäre und am nächsten Tag in der Früh die Flüssiggasanlage "verpaßt" bekomme. Dann werde er in den Autotransporter nach Wien verladen– meine Aufregung wuchs.
Als am 5. März immer noch kein Auto in Wien war, rief ich die Spedition an: Der Fahrer sei unterwegs und werde morgens am 6. März in Wien eintreffen. Nach einer schlaflosen Nacht, am Morgen meines Geburtstages, traf also auch der Volvo 262 C Bertone mit dem Autotransporter ein, hinter einem Dodge Coronet stehend. Es paßte alles soweit, sieht man von einem kleinen Steinschlag in der Windschutzscheibe ab, den der Wagen während des Transportes erlitten hatte.
Ist ja eh versichert, dachte ich mir – Fehlanzeige – dank des wunderbaren Abkommens namens Euro-CEM ist das Fahrzeug nur dann versichert, wenn in geschlossenem Transporter transportiert wird.
Da die Windschutzscheibe des 262 C Bertone leider "nimmer lieferbar" ist (Stand März 2009), brach der große Frust aus. Hier sei Clubkameraden Norbert Swoboda herzlichst gedankt, der die Windschutzscheibe in dessen ARBÖ-Stützpunkt mittels Kunststoff fachgerecht reparierte und mich vor bösen Depressionen bewahrte. Doch ich greife vor.
Ich bin, um ja keine Zeit zu verlieren, schon am 6. März bei der Magistratsabteilung 46 – Technische Fahrzeug-Angelegenheiten wegen eines Termins für die Einzelgenehmigung vorstellig geworden. Ein sehr freundlicher Beamter gab mir ein Formular, war mir bei Fragen behilflich und nahm mir alle Unterlagen (Title – entspricht unserem Typenschein und die Zollpapiere) ab. Leider, da es sich um ein Historisches Kraftfahrzeug handelt, bekam ich erst im Juni (!!!) einen Termin (Oldtimer werden in Wien immer Donnerstags überprüft – dank einiger Feiertage war kein früherer Termin frei).
Also Zeit genug, den 262 C Bertone MA 46-fein zu machen, sprich "Pickerl-Überprüfung", Service, etc. Zuerst einmal kam die Motoreinstellung – ich wandte mich wieder an Norbert Swoboda – da er über die notwendigen Gerätschaften verfügt – Hier trat einmal zu Tage, daß die amerikanischen Mechaniker "Russen" sind – jeder normaldenkende Europäer würde einen defekten Vorwiderstand der Zündspule austauschen – der "Ami" hingegen baut einen Schalter ins Armaturenbrett ein, legt ein Kabel durch den Motorraum und schaltet so die Zündung aus und ein – wenn man diesen Umstand nicht kennt, passiert es eben, daß mich Norbert aufgeregt in der Firma anruft und mir mitteilt, daß der Bertone fast abgebrannt war – Die Zündspule hatte es regelrecht zerrissen - Alles wegen eines Ersatzteils, das ein paar Euro kostet – mir unverständlich.
Im Zuge der Umrüstung der Sealed-Beam-Scheinwerfer auf Schweinwerfer mit E-Prüfzeichen bei der Fa. Bosch Arsenal Fahrzeugtechnik ließ ich gleich diesen "Murks" beheben – der Bertone zündet jetzt wieder, wie es sein soll.
Außerdem waren noch die Bremsen komplett zu erneuern und ein Service mit Einstellung des CO-Wertes angesagt – der holländische Volvo-Betrieb hatte diesen wegen der Gasanlage doppelt so hoch eingestellt (Euro 1150.-). Ein paar kleinere Reparaturen erfolgten dann im Anschluß in der Werkstatt von Dipl. Ing. Cap.
In Wien braucht man (die Typisierung ist Ländersache, daher gibt es von Bundesland zu Bundesland eine unterschiedliche Handhabung) neben einem Typenblatt vom Generalimporteur – hier hat mir Herr Hornisch von Volvo Car Austria dieses (um Euro 90,-) ausgestellt - auch einen "Auszug aus der Liste der Historischen Kraftfahrzeuge" – Ich wollte an sich mit der ganzen Eurotax-Publikation vorbeikommen - doch die MA 46 besteht auf einem 82,80 Euro teuren Schriftstück von EurotaxGlass’s …
Außerdem brauchte ich noch eine Bestätigung der ersten Betriebnahme im Ausland – auch hier konnte mir Herr Hornisch rasch mit einem offiziellen Schriftstück von Volvo Car Austria helfen, denn sonst hätte ich den Jänner und nicht den Juni als "Pickerltermin" gehabt.
Vor der Vorführung bei der MA 46 ließ ich den 262 C Bertone von einer professionellen Aufbereitungsfirma – die Fa. Denzel macht so etwas perfekt - putzen und polieren.
Die Überprüfung verlief ganz problemlos, nur passte den Beamten die Gasanlage absolut nicht (muß, da nicht historisch, ausgebaut werden – Fehlinvestition – egal, ich habe bei Aktien schon viel mehr verloren): Ich müsste einen kompletten Abgaszyklus mit dem 262 C Bertone fahren, was ca. Euro 3.500,- bis 4.500,- beim TÜV Österreich kostet – ich zog es da natürlich vor, die Gasanlage einem Mechaniker zu schenken, der sie dafür gratis ausbaute), außerdem der Abgaswert, die Batteriebefestigung fehlte auch – die Fahrzeugreiniger hatten sogar die Batterie ausgebaut, aber auf die Befestigung vergessen - Nachprüfungstermin im Juli 2009 – Abgaswert passte immer noch nicht, Rest war o.k. Ich hätte sofort mit grüner Überprüfungsplakette die Einzelgenehmigung bekommen – aber das wollte ich wiederum nicht – wenn schon geregelter Dreiwege-Katalysator, dann richtig.
Nach dem Tausch der Einspritzdüsen (die teuren Reinigungsflüssigkeiten halfen alle nicht) erfolgte eine Abgasmessung beim ARBÖ – nun war alles o.k.
Ich fuhr also zur MA 46 und bekam am 28. 8. 2009 meinen Einzelgenehmigungsbescheid mit "weißem Pickerl", fuhr damit am 1. 9. zu meinem Wohnsitzfinanzamt, das mir in der Datenbank die Fahrgestellnummer meines NoVa-befreiten Oldtimers freischaltete (Einen Bescheid erhält man seit 1. 7. 2007 nicht mehr, nur mehr auf Wunsch einen Stempel auf dem NoVa-Formular) – am 9. 9. 2009 habe ich den Volvo 262 C Bertone angemeldet.
Ich danke nochmals allen, die mir geholfen haben, die "never-ending-story" zu einem positiven Ende zu führen.
Hannes G. Unterberger